Tante Josefine
Vor zwei Jahren ist Tante Josefine gestorben – nicht meine Tante Josefine, sondern die Tante Josefine des ganzen Dorfes, die in Meyers Kate wohnte, einem Zwei-Zimmer-Fachwerkhäuschen mit Hexengärtlein. Tante Josefine hat bis in ihre neunziger Jahre bei Bauer Meyer beim Rüben Hacken ausgeholfen und beim Backen und Kochen zu den Familienfeiern. Sie hat die kranke Kuh besprochen, so dass sie wieder gesund wurde, und wenn ein Huhn schwächlich wirkte und einen trüben Blick bekam, den nur sie erkannte und zu deuten wusste, dann schnappte sie sich das Huhn, klemmte es sich unter den Arm und holte mit den Fingern das Ei aus ihr heraus, das schon vor dem Legen im Huhn zerbrochen war und normalerweise das Todesurteil für jedes Huhn ist. „De Höuner brukt mehr Kalk!“ murrte sie dann vorwurfsvoll, und das Huhn erholte sich schlagartig.
Sonst sprach Tante Josefine nicht viel. Nur: „pile pile pile“ zu den Enten, „kum kum kum“ zu den Kühen und „put put“ zu den Hühnern. Wenn sie ihren gesprächigen Tag hatte, sagte sie auch schon mal „put put Höuniken“ zu ihnen. Der Hofhund hörte auf ihre Handzeichen oder ihre Gedanken.
Niemand im Dorf brauchte sich Sorgen um ihren Lebensunterhalt zu machen, und ob sie wohl Rente bekäme. Tante Josefine lebte von dem, was Bauer Meyers Hof und ihr eigenes Gärtlein abgaben, und einen Lohn für das Rübenhacken würde sie wohl auch bekommen. Bauer Meyer war verantwortlich dafür, dass jemand, der so lange zu Haus und Hof gehörte sein Auskommen hatte. So war es von Alters her geregelt, und in einem Dorf wie unserem hatten diese alten Gesetze viel mehr Gewicht, als solche, die unter irgendwelchen Paragraphen nachzulesen waren.
Sonst sprach Tante Josefine nicht viel. Nur: „pile pile pile“ zu den Enten, „kum kum kum“ zu den Kühen und „put put“ zu den Hühnern. Wenn sie ihren gesprächigen Tag hatte, sagte sie auch schon mal „put put Höuniken“ zu ihnen. Der Hofhund hörte auf ihre Handzeichen oder ihre Gedanken.
Niemand im Dorf brauchte sich Sorgen um ihren Lebensunterhalt zu machen, und ob sie wohl Rente bekäme. Tante Josefine lebte von dem, was Bauer Meyers Hof und ihr eigenes Gärtlein abgaben, und einen Lohn für das Rübenhacken würde sie wohl auch bekommen. Bauer Meyer war verantwortlich dafür, dass jemand, der so lange zu Haus und Hof gehörte sein Auskommen hatte. So war es von Alters her geregelt, und in einem Dorf wie unserem hatten diese alten Gesetze viel mehr Gewicht, als solche, die unter irgendwelchen Paragraphen nachzulesen waren.
ama - 4. Apr, 21:43
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