Stille Nacht
Zur Adventszeit nehme ich eine großzügige Haltung ein. Ich besuche Gisela zum Essen, ich nehme sogar an Adventsfeiern teil. Bevor wir unsere Plätze an der Kaffeetafel gefunden haben, stürzt schon Gisela auf mich zu, so dass die großartige Haltung in mir zu einem Häufchen Resignation zusammen zu schrumpfen droht - Gisela, die Kaskadenrednerin. Von der anderen Seite kommt Renate auf mich zu:
"Ach, Ama, schön, dass man dich auch mal sieht! Ich setze mich heute mal zu dir!"
Sie nimmt mich vertraulich am Arm und drückt mich mit erstaunlicher Kraft auf den Stuhl nieder. Sie beugt sich weit zu mir herüber und wispert lautstark:
"Ach, Ama, ich wäre ja fast gar nicht gekommen. Mir geht's nicht so. Ich verlasse kaum noch das Haus."
Sie beugt sich noch etwas weiter zu mir herüber. Ich falle auf der anderen Seite fast vom Stuhl vor lauter Ausweichen. Entschlossen drücke ich meine Schulter gegen ihre als Versuch, wieder etwas Platz auf meinem Stuhl zurück zu gewinnen.
"Renate, was fehlt dir denn?" frage ich, bemüht, den Tonfall nicht allzu teilnahmsvoll geraten zu lassen. Es nützt aber nichts.
"Ach, Ama, ich werde bald ins Frauenhaus gehen."
"Nein!" Erschrocken schaue ich zu Renates Mann Robert hinüber. Er steht mit den Männern an der Theke und sieht sanftmütig und freundlich aus wie immer.
"Ach, Ama, ich habe doch immer so Nasenbluten. In der Nacht wird mir Gewalt angetan - wenn ich schlafe!"
"Nein!" enfährt es mir noch einmal und entsetzt schaue ich auf den so freundlich ausschaunden Bauern Robert.
"Ach, Ama, wenn ich wach bin, dann geht's ja, aber sobald ich eingeschlafen bin!"
"Wachst du dann auf?" frage ich.
"Ach, Ama, nein."
"Wie weißt du dann, dass dir Gewalt angetan wird?" frage ich irritiert.
"Ach, Ama, das Nasenbluten! Und ich hab's auch im Gefühl, ich WEIß es!"
Bedauernd schaue ich zu Gisela hinüber, die jetzt am anderen Ende der Tafel sitzt. Fast wäre sie meine Sitznachbarin gewesen.
"Ach, Ama, ich schlafe schon mit dem Kopf zu den Füßen und den Füßen auf dem Kopfkissen, aber es nützt nichts! Jede Nacht das Gleiche! - Vielleicht lässt er sie auch durch die Haustür rein, wenn ich eingeschlafen bin."
"Wen?"
"Ach, Ama, die Männer, mir Gewalt antun! Vielleicht haben sie aber auch einen Dietrich! Ich war schon ein paar mal bei der Polizei, aber, sie sagen, wenn ich noch mal wiederkomme, dann bringen sie mich in die Geschlossenen. Aber da will ich nicht hin. Meinst du, ich kann ins Frauenhaus?"
Da setzt die Musik ein: "Stille Nacht, Heilige Nacht."
"Ach, Ama, schön, dass man dich auch mal sieht! Ich setze mich heute mal zu dir!"
Sie nimmt mich vertraulich am Arm und drückt mich mit erstaunlicher Kraft auf den Stuhl nieder. Sie beugt sich weit zu mir herüber und wispert lautstark:
"Ach, Ama, ich wäre ja fast gar nicht gekommen. Mir geht's nicht so. Ich verlasse kaum noch das Haus."
Sie beugt sich noch etwas weiter zu mir herüber. Ich falle auf der anderen Seite fast vom Stuhl vor lauter Ausweichen. Entschlossen drücke ich meine Schulter gegen ihre als Versuch, wieder etwas Platz auf meinem Stuhl zurück zu gewinnen.
"Renate, was fehlt dir denn?" frage ich, bemüht, den Tonfall nicht allzu teilnahmsvoll geraten zu lassen. Es nützt aber nichts.
"Ach, Ama, ich werde bald ins Frauenhaus gehen."
"Nein!" Erschrocken schaue ich zu Renates Mann Robert hinüber. Er steht mit den Männern an der Theke und sieht sanftmütig und freundlich aus wie immer.
"Ach, Ama, ich habe doch immer so Nasenbluten. In der Nacht wird mir Gewalt angetan - wenn ich schlafe!"
"Nein!" enfährt es mir noch einmal und entsetzt schaue ich auf den so freundlich ausschaunden Bauern Robert.
"Ach, Ama, wenn ich wach bin, dann geht's ja, aber sobald ich eingeschlafen bin!"
"Wachst du dann auf?" frage ich.
"Ach, Ama, nein."
"Wie weißt du dann, dass dir Gewalt angetan wird?" frage ich irritiert.
"Ach, Ama, das Nasenbluten! Und ich hab's auch im Gefühl, ich WEIß es!"
Bedauernd schaue ich zu Gisela hinüber, die jetzt am anderen Ende der Tafel sitzt. Fast wäre sie meine Sitznachbarin gewesen.
"Ach, Ama, ich schlafe schon mit dem Kopf zu den Füßen und den Füßen auf dem Kopfkissen, aber es nützt nichts! Jede Nacht das Gleiche! - Vielleicht lässt er sie auch durch die Haustür rein, wenn ich eingeschlafen bin."
"Wen?"
"Ach, Ama, die Männer, mir Gewalt antun! Vielleicht haben sie aber auch einen Dietrich! Ich war schon ein paar mal bei der Polizei, aber, sie sagen, wenn ich noch mal wiederkomme, dann bringen sie mich in die Geschlossenen. Aber da will ich nicht hin. Meinst du, ich kann ins Frauenhaus?"
Da setzt die Musik ein: "Stille Nacht, Heilige Nacht."
ama - 17. Dez, 11:10
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks